Verschwörungsideologische Montagspaziergänge in Delmenhorst nach Ampel-Aus
20. November 2024 by riekeGemeinsamer Bericht von Mieke Wolke und Rieke Schröder
Die Montagsspaziergänge, die sich aus den Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen heraus entwickelt haben, finden nur noch vereinzelt statt und die Teilnehmer*innenzahl ist deutlich gesunken.
Doch wer trifft sich noch zu den Montagsspaziergängen seit die Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben sind und die Forderungen wie „Die Ampel muss weg!“ quasi mit den anstehenden Neuwahlen auch hinfällig sind. Zudem wollten wir klären inwieweit noch die AfD involviert ist, da die in den letzten Jahren durch die Corona-Proteste mit am meisten profitiert haben.
Dazu waren wir in Delmenhorst vor Ort, da sich dort immer noch eine Gruppe von ca. 20 bis 30 Teilnehmer*innen fast jeden Montag zum Montagspaziergang weiterhin treffen. Die Teilnehmer*innen verzichten auf Schilder und Fahnen. Lediglich vereinzelte Lichterketten sind zu finden. Lediglich wird im Nachhinein in der Telegram-Gruppe DelmenhorstGemeinsam über die Versammlung berichtet.
Auch wenn in Delmenhorst das Mobilisierungspotenzial deutlich nachgelassen hat, zeigt sich durch unsere journalistische Begleitung, dass sich eine radikalisierte Gruppe, die sich in ihrem verschwörungsideologischen Glauben verloren hat. Auch wenn die Teilnehmer*innen immer wieder betonten, dass sie nur friedliche Bürger*innen seien, die sich für „Frieden und Freiheit“ einsetzen. Dass es sich um gewohnte Floskeln handelte wurde deutlich, als wir versuchten unsere journalistische Tätigkeit auszuüben. Wir beide wurden direkt umzingelt, bedroht, es erfolgten Einschüchterungsversuche aber auch vor Gewalt wurde nicht abgesehen. So wurde am Montag, den 11.11.2024, eine Person von uns tätig angegriffen und kräftig in ein parkendes Auto geschubst, worauf im Nachhinein aus der verschwörungsideologischen Versammlung die Polizei gerufen wurde. Die aber 30 Minuten brauchte, um vor Ort zu sein. Währen dessen lief die Versammlung weiter fort und es erfolgten weitere Einschüchterungsversuche und Bedrohungen. Auch als später die Polizei zum aktuellen Versammlungsort kam, zeigte sich deutlich wie tief die Teilnehmer*innen sich in ihrem Verschwörungsglauben befinden. So äußerte ein Teilnehmer gegenüber der Polizei, dass ja die Antifa vom Verfassungsschutz und der Regierung beauftragt wurde, dies wurde auch deutlich als die Gruppe im Nachhinein über die Versammlung einen entsprechenden Beitrag veröffentlichte. Nachdem die Polizei weggefahren ist ging es mit den Bedrohungen weiter und es fielen unter anderem Äußerungen wie: in der dunklen Ecke mache ich dich weg usw.
An diesem Montag waren unter den Teilnehmer*innen auch zwei Mitglieder der AfD vor Ort. Unter anderem der jetzige Direktkandidat für die anstehenden Bundestagswahlen (Wahlbezirk 28) und stellvertretende Vorsitzende der AfD Oldenburger Land Kai Kanstein. Dieser versuchte auch die anderen Teilnehmer*innen zu beschwichtigen. Distanzierte sich auch von dem Angriff, nahm aber trotzdem weiter an der Versammlung teil. Bei Sichtung der Telegram-Gruppe DelmenhorstGemeinsam wurde deutlich das Kai Kanstein bereits im Sommer die Montagspaziergänger*innen „zum ersten mal live gesehen“ hat und schrieb „[…] ihr müsst mehr werden. Ich werde versuchen, euch dabei zu unterstützen.“. Laut eigenen Angaben, nahm er er mutmaßlich erst zum zweiten Mal teil.
Am darauffolgenden Montag, den 18.11.2024, waren wir ebenfalls wieder vor Ort. Dieses mal waren weniger Teilnehmer*innen vor Ort und eine Person trug eine Totenmaske, um ihr Gesicht zu verschleiern. An diesem Montag waren vor allem Teilnehmer*innen vor Ort, die durch ihr aggressives Verhalten am 11.11.2024 auffielen. Wir wurden diesmal wieder massiv an unserer Arbeit gehindert, unter anderem wurden wir geblendet und geschubst. Außerdem stellten sich Männer Mieke Wolke in den Weg, als sie Rieke Schröder zur Hilfe eilen wollte, da diese*r umzingelt und geschubst wurde, dabei wurde sie am weitergehen körperlich gehindert und eine Person stand direkt vor ihr und blendete ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht.
Bei den Montagsspaziergänger*innen handelt es sich aktuell nur um eine kleine Gruppe, jedoch zeigt sich, dass die Teilnehemer*innen durch ihren massiven Verschwörungsglauben und ihrem aggressiven Verhalten keine harmlose Versammlung sind. Beide Versammlungen wurden laut eigenen Angaben der Gruppe nicht gemeldet. Obwohl die Versammlung nicht gemeldet war und Gewalt aus der Versammlung hervorging, wurde die Versammlung seitens der Polizei nicht am 11.11.2024 aufgelöst.
Nach über vier Jahren Corona-Protesten zeigt sich, dass aufgrund des bürgerlichen Auftretens und dem Altersdurchschnitt von über 50, die Gefahr ,die von den Teilnehmer*innen ausgeht nicht ernst genommen wird.